Sein 2017 erschienenes Album „Erratic Cinematic“ sorgte bereits bei Publikum und Presse für Begeisterungsstürme. Kein Wunder, denn zum einen entpuppte sich der darauf enthaltene Track „Sometimes“ schnell als Live-Hymne, zum anderen bekam die Indieszene endlich wieder eine neue, kraft- und sehnsuchtsvolle Stimme.
Jetzt also, drei Jahre später, das berühmte „schwierige zweite Album“. Und so sehr man auf „The Bonny“ auch nach Schwachstellen sucht – Gerry Cinnamon macht es einem dabei alles andere als leicht. Die Platte erscheint erneut auf Cinnamons eigenem Label „Little Runaway“ und man hat das Gefühl, dass der 35Jährige Schotte genau diese Unabhängigkeit braucht, um sich auch textlich und musikalisch frei entfalten zu können. Dabei ist er erstaunlich reflektiert, wie die Zeile „Sing my songs, never thought I'd make it this far“ aus dem Song „Sun Queen“ zeigen.
„The Bonny“ ist eine große Platte, der man es jedoch nicht direkt anhört, und genau das ist ihre Stärke. Gerry Cinnamon geht nicht überambitioniert zu Werke, sondern spielt seine Lieder zumeist mit spärlich eingesetzter Begleitung, was seiner Stimme und somit auch seinen Texten mehr Raum gibt und den Hörer umso intensiver trifft. Dass dabei gelegentlich doch mal ein Hit wie das The Smiths und The Cure anmutende „Where we‘re going“ herauskommt, zeigt einmal mehr die Songwriter-Qualitäten Cinnamons.
Selbst Dauernörgler Liam Gallagher findet seinen Kollegen ganz dufte und bezeichnet ihn als einen „Spitzenmann, der übernatürliche Dinge tut“. Die britische Zeitung „Big Issue“ betitelt den Musiker gar als ihren „nächsten Folk-Helden“. Dankenswerterweise spiegeln sich diese Lobeshymnen auch in Zahlen wider: So stieg „The Bonny“ direkt auf Platz 1 der Charts in Schottland, Irland und dem UK ein. Wer demnächst also mal wieder mit der Aussage konfrontiert werden sollte, es gebe heutzutage keine gute handgemachte Musik mehr, der verweise doch bitte an „The Bonny“ von Gerry Cinnamon.
Live ist der Mann aus Glasgow in Deutschland vorerst nicht zu sehen. Und auch seine geplanten UK- und US-Auftritte sind auf Grund der Corona-Pandemie auf die zweite Jahreshälfte verschoben.