Der zynische Zeitgeistbeobachter und musikalische Workaholic Father John Misty wendet sich von der Welt ab. Für sein neues Album “God’s Favorite Customer” predigt der Vater nicht mehr über die Welt, sondern richtet sein kritisches Auge auf sich selbst.
„Oh baby, don’t be alarmed this is just my vibe”
Pointiertes Klavier, aufbegehrende und doch schüchterne Blasinstrumente sowie warme Streicher. Ein ruhig singender Joshua Michael Tillman – eigentlich alles beim Alten und dennoch bleibt der große Hype um das neue Album von Father John Mistys “God’s Favorite Customer” aus. Vielleicht liegt es daran, dass es gerade mal ein Jahr her ist, dass “Pure Comedy” erschienen ist, vielleicht, weil er sich wieder einen Bart hat wachsen lassen, vielleicht aber auch, weil der Vater einfach genug von seinen Schäfchen hat. Auf dem neuen Album widmet er sich seinem Inneren, isoliert sich. „Maybe I’ll get a pet, learn how to take care of someone else, maybe I’ll name him Jeff, but I think it might defeat the purpose, living on house keeping and room service“, singt er dann und der Schauer läuft den Rücken hinunter. Als wüsste er um die entstehenden Sorgen, entgegnet er dann auf dem selbst bezogenen „Mr. Tillmann“, in dessen Video er sich in einer Schleife selbst umbringt (oder auch wir): „Oh baby, don’t be alarmed, this ist just my vibe.“ Wenn also „Pure Comedy“ die extrovertierte A-Seite war, an die Welt gerichtet, die Welt kritisierend, ist “God’s Favorite Customer” die dazugehörige, zu sich selbst gerichtete und gleichwertige B-Seite. Im letzten Song “We’re Only People” bringt er dann schließlich beides zusammen: „I think the end of it all may look a lot like the beginning, Passed around from hand to hand, Screaming for no particular reason, The company gets pretty thin, So we start to shed all our distinctions,
So why not me?
Why not you?
Why not now?”