Es ist fast ironisch, dem verschneiten deutschen Panorama aus dem Zugfenster beim Vorbeiziehen zuzusehen, während sich im Hintergrund ein Countrysong aufbaut. „Brachland“ ist die zweite Single von Wolfgang Müller und bedient sich nach einer gut zweijährigen Pause einem Genre, welches kaum unüblicher für ihn sein könnte. “Brachland” ist ein Westernsong zwischen Bahncard und Industriekultur und während der Zug weiterfährt, beginnt langsam der Refrain: „Und der Plattenteller dreht sich, wie er es immer tat und der Sänger singt Arschloch bleibt Arschloch und Wahrheit bleibt Wahrheit“. Was im ersten Moment Verwunderung hervorruft, entfaltet sich im weiteren Verlauf. Wo Bewohner anderer Wastelands sich mit der atomaren Postapokalypse konfrontiert sehen, gibt „Brachland“ Hinweise auf eine andere Dürre. Zeilen, die im ersten Moment fast platt wirken, verdeutlichen beim genauen Hinhören Zweifel, die den Schaffensprozess manchmal überdecken. Ein Musikerleben als Fahrt durch die sich wiederholende Wüste. Unfruchtbare Erde, trockene Flussläufe.
„Du wilderst im Brachland deiner inneren Gärten, um einen Tag satt zu sein. Jetzt hast du drei Jahre nichts zu essen.“
Wolfgang Müller – Früchte des Brachlands
Wolfgang Müller ist bekannt für einen literarischen und feinfühligen Schreibstil, der in Deutschland seinesgleichen sucht. Dennoch zeichnet sich “Brachland” durch eine einfache Sprache aus. Die schnörkellosen Wörter entwickeln jedoch ihre Wirkung, wenn sie im Zusammenhang gesehen werden. Dann unterstreichen sie den Kontrast zwischen Künstler und Lied, zwischen Erwartung und Realität. Am Ende ist das Lied ein Roadtrip durch innere Weiten, welcher einen kleinen Ausblick auf “Die sicherste Art zu Reisen” gewährt. Das Album erscheint am 06. April und bis dahin bleibt offen, welche Frucht Wolfgang Müller in seinem Brachland noch gefunden hat.