Bei dem Output, den die 25-jährige Dodie bislang an den Tag legte, ist es ein Wunder, dass ihr Debüt-Album “Build a Problem” erst in diesem Monat erschien. In ihrem kurzen Leben sammelte sie Millionen Follower, schrieb ein Buch und veröffentlichte auf ihrem YouTube-Kanal unzählige Videos, die stolze 300 Millionen Mal aufgerufen wurden. Seit 2011 steht das Mädchen mit ihrer Ukulele in der Öffentlichkeit. Sie hat ihre zarte Verletzlichkeit, ihr Erwachsen-Werden, ihre Krisen und ihr Coming-out durch die Musik mit der Welt geteilt.
Viele der Songs von “Build a Problem” waren schon in Rohversionen auf ihrem Kanal zu entdecken. Dodie lebt nämlich das World Wide Web, lebt die Schwarmintelligenz, den Austausch und die Transparenz. Dabei hat sie trotz ihrer großen Emotionalität eine feinfühlige Community, deren Kommentarspalte sich nicht selten wie eine Support-Gruppe liest.
Dafür sind vor allem die Inhalte von Dodie verantwortlich. So hat man sie vor einigen Jahren quasi live dabei beobachten können, wie sie immer stärker in eine psychische Krise fällt und live die Grenze zwischen Nahbarkeit, Aufklärung und Selbstschutz ausloten musste. Genau diese Aspekte machen “Build a Problem” zu einer Erfahrung, die einen bei der Seele packt und kräftig durchschüttelt. In “Rainbow” bekennt sich Dodie zu ihrer Bisexualität. In verstörend schönen sprachlichen Bildern, die gleichzeitig die harte Realität von Queerness aufzeigen. Ihre Stimme ist dabei fast immer sanft und manchmal kaum hörbar. Zärte ist für Dodie nicht nur ein Begriff, es ist ihr Klang in jeder Facette. „Build a Problem“ holt aus dieser Qualität allerdings noch einmal mehr heraus. Während ihre EPs oft von popigen Singles gesäumt waren, ist der schmissigste Song des Albums “Hate Myself” – der Titel spricht für sich.
Dodie verleiht Singles ein neues Gewandt
Ein besonderes Juwel ist der Song “When”, den Dodie nun schon in mehreren Versionen veröffentlichte. Für das Album hat sie allerdings noch einmal tief in die Trickkiste gegriffen und Streicher heraus geholt, die den herzzerreißenden Song der Zweifel in ein neues Licht stellen. Damit hat sie es geschafft, ihre bestehenden Titel in ein Konzeptalbum einzupflegen, denn die Lieder gleiten ineinander über. Auch Instrumentals haben sich zwischen die Songs geschlichen, um Brücken zu bauen. Dass sie kein junges YouTube-Phänomen ist, hat sie mit dieser Wucht der geballten Gefühle so klar wie nie zuvor bewiesen.
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