“Falschgoldrichtig”, das ist es, das sechste Album von Pohlmann. Drei Jahre hat er an der Platte gearbeitet. Was wir dafür bekommen, sind 11 Songs voller Abwechslung, sowohl inhaltlich als auch klanglich. Doch eines haben sie immer gemein: sie sind wahnsinnig persönlich.
Denn Beginn macht das bluesige “Dunkle Gedanken” – ein Song, den man so nicht direkt erwartet hätte. Nicht ganz so düster, aber nicht weniger emotional kommt “In deinen Schuhen” daher. Ein Song über Pohlmanns verstorbenen Bruder und die Erinnerungen, die auch Jahre später nicht verblassen. „Ich glaube, das Lied hat eine große Kraft in sich… auch für andere“, erklärt der Musiker auf seiner Facebook-Page. Und so verhält es sich mit vielen Liedern auf dem Album.
„Wir werden morgen davon singen, was uns heute passiert.“
Pohlmann – “Schulweg”
Auch der schöne, zurückhaltende Song “Noch kann ich verstehen”, der von der Trennung eines Paares mit Kind handelt, ist sowohl ehrlich als auch einfühlsam.
Persönlich und politisch
Nostalgisch wird es mit der eingängigen Rocknummer “Schulweg”. Sie dreht sich um erste Krawalle, das erste Verliebt-sein. Gerade nach hinten raus nimmt die Nummer noch einmal ordentlichen Schwung auf. Ein Muster, das sich durch das gesamte Album zieht. Ähnlich energetisch ist “Frag mein Mädchen nicht”, ein Up-Tempo Song mit Mitklatschbeat und verzerrten E-Gitarren, die ansonsten auf “Falschgoldrichtig” rar gesät sind.
Weg von den persönlichen Geschichten beschreibt Pohlmann auf dem ruhigen “14 Stunden” die Sicht eines Amazon-Lieferboten und den mit dem Job einhergehenden Problemen. Genauso kritisch ist das folgende “Glashaus”, das zwar deutlich flotter, aber genauso ernst daherkommt. Es geht um die (Umwelt)Probleme der aktuellen Zeit und der damit einhergehenden eigenen (Un)Schuld, etwaigen Zwickmühlen und Kompromissen. Darauf folgt die erste Vorab-Single “Unterwasser atmen” – ein Song mit Sprechgesang, der sich thematisch an “Noch kann ich verstehen” anlehnt. Sicherlich ist es das herausragendste Stück der Platte, da es sich stilistisch enorm vom Rest abhebt, doch auch “Der Fluss”, aufgebaut auf einer Indianerweisheit, braucht sich nicht zu verstecken. Kurz vor Ende verbirgt sich mit „Taxischein“noch ein politisch wichtiges und thematisch aktuelles Stück, das eine Begegnung mit einem Geflüchteten beschreibt.
Doch auch wenn das Album thematisch oft ernst und kritisch auf aktuelle Themen und eigene Kämpfe schaut, ist es alles andere als verbittert. Pohlmann verarbeitet diese Themen mit einer Leichtigkeit, ohne zu aufdringlich den Zeigefinger zu heben. Das ist ein gutes Rezept, denn so fordern die Songs auf, genau hinzuhören. Durch die vielfältigen Arrangements der Songs bleibt die Platte mit ihren 11 Songs dauerhaft spannend und bietet sicher für jeden Hörer das ein oder andere potenzielle neue Lieblingslied.
Auf Tour sehen wir Pohlmann hoffentlich im nächsten Jahr. genaue Infos zu Terminen gibt es hier.