Weder Albumname noch Songtitel des neuen Albums von Yann Tiersen sind wirklich einprägsam. Wilde Zahlenkombinationen, um deren Bedeutung vermutlich nur der Musiker weiß, lassen die Platte überaus kryptisch wirken. Kryptisch vertrackt sind auch die Songs darauf. Von eingängigen Klaviermelodien wie „Comptine d’un autre été“ hat sich der Pianist zwar schön länger gelöst, doch auf „11 5 18 2 5 18“ ist davon wirklich nichts mehr übrig. Fast schon aggressive, vertrackte Elektronik, wechselnde Rhythmen und ein sparsam eingesetztes Klavier machen schnell deutlich, wie weit sich Yann Tiersen in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Schon sein letztes Album „Kerber“ aus 2021 schlug diese Richtung ein, wirkt im direkten Vergleich allerdings deutlich zahmer.
Bereits der Opener „11 5 18 2 5 18“ zeigt auf geschlagenen 11 Minuten, wohin der neue Wind weht. Ein Wechsel aus starken Beats, Synthies und dem klassischen Klavier lassen den Song wie 5 verschiedene Stücke wirken. Mittendrin klingen Nummern wie “16 1 12 5 19 29 9 14 5” wie die alten Klassiker von Kraftwerk, wären sie 2022 geschrieben worden. Die Momente, in denen mit Sprache gearbeitet wird, bleiben auch eher krytisch. Buchstaben, kurze Worte und Satzfragmente unterstreichen den neuen Stil Tiersens.
Es ist ein Album für die Tanzfläche geworden. Für laue Sommerabende beim Einsetzen der blauen Stunde. Denn trotz seiner Vertracktheit ist „11 5 18 2 5 18“ wahnsinnig tanzbar und mitreißend geworden. Geplant war das Album allerdings nicht, sondern entstand ganz spontan im Studio, als sich Tiersen für einen Auftritt in Berlin vorbereitete und dabei mehr Zeit als üblich zur Verfügung hatte.