Die aktuellen Zeiten sind ungewiss, doch auf eines scheint nach wie vor Verlass: Fran Healys Songwriting. Zwar liegt der letzte Travis Langspieler “Everything At Once” schon vier Jahre zurück, sodass man meinen könnte, dies sei reichlich Zeit, um den eigenen Sound neu zu überdenken, aber “10 Songs” kommt in gewohnt wohlwollender, eingängiger Manier daher. So schmucklos wie der eigentliche Albumtitel, entfalten sich auch die 10 Song. Schmucklos, das ist in diesem Falle keineswegs negativ konnotiert.
Der Opener “Waving At The Window” gibt bereits die Richtung des Albums vor. Unaufgeregt, eingängig wie eh und je, von sanften Pianoakkorden begleitet, fühlt es sich an wie ein typisch vertrauter Travis Song, ohne sich jedoch zu wiederholen.
Mit Susannah Hoffs von The Bangles folgt mit “The Only Thing” ein fast schon country-artiges Duett, getragen von Streichern und Piano, bevor es auf “Valentine” dann doch etwas rockiger zur Sache geht. Dieser klangliche Bruch, weg von den einprägsamen Mitsingmelodien hin zum Blues steht der Platte, trotz der ausladenden Choreinlagen, sonderlich gut zu Gesicht. Vielleicht wäre es an dieser Stelle wünschenswert gewesen, das Tempo noch für eine Weile so zu halten, doch spätestens beim eingängigen Ohrwurm-Refrain von “Butterflies” sei Travis verziehen, denn der Song katapultiert die Hörer*innen direkt zurück in die 90er. Denn damals, als das Musikfernsehen noch Musik spielte, wäre dieser Song vermutlich einer gewesen, der es in die Dauerrotation geschafft hätte.
Mit “A Million Hearts” begeben sich Travis in coldplay’sche Gefilde, süße Melodien untermalt von einer einprägsamen Pianospur, wie sie ein Chris Martin kaum hätte besser schreiben können.
Gar nicht gruselig
Nicht weniger eingängig, dafür aber deutlich flotter kommt die Vorabsingle “A Ghost” um die Ecke – eine Up-Tempo Nummer, die zumindest versucht, die bis dahin eingelullten Hörer*innen kurz wachzuschütteln.
Aber wirklich nur ganz kurz, denn alles, was ab “All Fall Down” noch folgt, bleibt ruhig, verträumt und gefällig. Das ist natürlich keineswegs schlecht, allerdings läuft “10 Songs” dadurch Gefahr, zu einer “Nebenbei-Hören-Platte” zu werden, was schade ist, da dadurch Highlightstücke wie “Kissing In The Wind” oder “No Love Lost” gerade zum Ende hin Gefahr laufen, überhört zu werden. Ob und wann wir live in den Genuss der neuen Stücke kommen werden, bleibt vorerst ungewiss. Weitere Infos gibt es hier.
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