Neues aus Australien: Publikumsliebling Stella Donnelly legt endlich nach und veröffentlicht ihr zweites Album:” Flood”. Wie auch schon auf ihrem Debüt “Beware of the Dogs”, zeigt die Musikerin, dass sie ganz mühelos zwischen Leichtigkeit und gesellschaftlichen Abgründen hin und her springen kann. Ihre trockenen Zeilen beschreiben sowohl harsche als auch zauberhafte Lebenswelten. Diesmal klingt das Ganze sogar noch ein bisschen verspielter, noch ein wenig reduzierter.
Kannte man nämlich von Stella Donnelly bislang vor allem Gitarrenriffs im Folk-Anstrich, hat sich die Musikerin für „Flood“ in erster Linie an das Klavier gesetzt, das sie gar nicht so gut spielt. Zumindest nicht auf dem Level, auf dem sie ihre kleine Gitarrensammlung beherrscht. Doch genau das hat ihr geholfen, mit neuen Ideen zu experimentieren. Das Klavier gab Stella eine Leichtigkeit beim Schreiben und Musizieren, die den Druck der Erwartungen gemildert hat.
Auch mit einem Flügelhorn hat sie an einigen Stellen experimentiert. Die warmen Klänge des Blasinstruments sorgen immer wieder für bittersüße Harmonien. So ist die Single „How was your Day“ besonders freundlich, offen und einladend und gleitet über in „Restricted Account“, dessen erste Klänge viel wehmütiger sind. Sobald das Horn aber in den Hintergrund gerät, sorgen Klavier und ein leichter Rumba-Beat für ein Gefühl der Geborgenheit.
Stella Donnelly – How Was Your Day?
Die großartigen Worte von Stella Donnelly
You say it takes a person seven tries to leave it
I can remember at least fiveStella Donnelly – Underwater
Wer das Album schon gehört hat, ist bestimmt über die ziemlich klassische Ballade „Underwater“ gestolpert. Fast unmöglich, nicht über diesen Titel zu stolpern, daran hängen zu bleiben oder zu ihm zurückzukehren. Ihre liebliche Stimme wickelt einen Mal für Mal um den Finger. Man vertraut ihr schnell, wiegt sich in Sicherheit, doch ihre Lyrics sind ernster denn je. So gibt es nicht wenige Momente, in denen man sich wünscht, die paar Sekunden der Stille nach einem Song würden noch ein bisschen länger anhalten. „Underwater“ besteht aus leichten Akkorden und der süßen, gebrochenen Stimme der Sängerin. In dem Song spricht Stella Donnelly über Gewalt in Beziehungen, an denen man trotz des häuslichen Missbrauchs festhält, mal in etwas verschlüsselter Form, mal mit deutlichen Worten und Zeilen. Die Kraft trägt sich aber auch an der Melodie, denn auch wenn man nicht genau hinhört, geht der Titel über in Mark und Bein
Stellas überraschende Leidenschaft
Entstanden sind die Songs, als Stella einige Zeit im australischen Regenwald verbrachte und eine neue Beziehung zu sich und ihrer Musik gefunden hat. Und nicht nur zur Musik, sondern auch zur Tierwelt. Als Hobby-Vogelkundlerin streift sie momentan am liebsten durch die Länder, verbringt Tag und Nacht auf der Lauer, um Vogelarten zu sichten und zu studieren. Auch auf dem Titel des Albums kann man ihre neue Leidenschaft für die Tiere der Freiheit erkennen – wenn man genau hinschaut.
Stella Donnelly – Cold
Ein besonderer Song ist der letzte: „Cold“. Er sticht musikalisch durch laute Zwischenrufe à la Björk hervor und hat auch ein paar mehr kleine Fehler, die ihn so viel intimer machen. In der Bridge hört man Stella Donnellys Stimme das ein oder andere mal beben und zittern. Man kann all die Gefühle spüren, die sie auf der Platte durchlebt hat, teilte und nun endlich loslässt. „Flood“ endet mit einem Ruf der Freiheit, einem Ruf zu sich selbst und zeigt die Quintessenz der Selbstachtung, an die wir uns alle einmal mehr erinnern sollten: YOU ARE NOT BIG ENOUGH FOR MY LOVE!