Sam Vance-Law ist endgültig in Berlin angekommen, auch, wenn er die Neue Deutsche Welle um ein paar Jahrzehnte verpasst hat. Knapp drei Jahre nach dem großartigen “Homotopia” veröffentlicht der Kanadier, dessen zweites Album sehnsüchtig erwartet wird, überraschend eine 4-Track-EP. Dabei geht Vance-Law gänzlich neue Wege. Statt außergewöhnlichem, durchkomponierten, englischsprachigen Pop überrascht der Musiker, samt seiner großartigen Liveband, auf “NDW” mit entzückenden Coverversionen von vier Neue Deutsche Welle-Klassikern.
Dabei hat Grauzones “Eisbär” es schon in den vergangenen Jahren in das Live-Set des Musikers geschafft. Überraschend hingegen ist “Ich will nicht älter werden”, im Original von Bärchen und die Milchbubis. Das besondere hierbei: Sam holt sich Unterstützung vom Berliner Musikerkollegen Drangsal, welcher sich im NDW-Bereich hörbar wohl fühlt. Eine gute Wahl, denn die Stimmen der beiden harmonieren ganz wunderbar miteinander.
Es folgt das ebenfalls gelungene “Neue Männer braucht das Land” von Ina Deter in überbetontem Deutsch und dafür schwindendem kanadischen Akzent. Dieser verschwindet gänzlich auf Sam Vance Laws Version von Peter Schillings “Major Tom”. Im sorgsam dahingehauchten Refrain kommen tatsächlich kurz Zweifel auf, ob da tatsächlich Vance-Law hinter dem Mikrofon steht.
“NDW” ist eine wunderbare kurzweilige Überraschung mit vier Klassikern, die sich der Wahlberliner komplett zu eigen gemacht hat. Die EP bietet eine willkommene Ablenkung im Pandemietrott und lässt sehnsüchtig auf kommende Live-Shows mit charmanten NDW-Intermezzos hoffen. Ob dieser neue musikalische Weg für die Zukunft bedeutet, dass wir auch selbstgeschriebene, deutschsprachige Stücke von Sam Vance-Law erwarten dürfen?
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