Hymnen vom Fallen und Aufstehenhelfen
Wie der Soundtrack für eine nächtliche Autofahrt solle das Album klingen, meinte Bear’s Den-Sänger Andrew Davie vor der Veröffentlichung der 2016er-Platte “Red Earth And Pouring Rain”. Knapp drei Jahre später ist das britische Duo Bear’s Den mit dessen Nachfolger endlich aus seinem Winterschlaf zurück und veröffentlichte am 20. April das neue Album “So That You Might Hear Me”. Doch ganz scheinen Davie und dessen Kollege Kevin Jones den Winter noch nicht abgeschüttelt zu haben. Statt einem abenteuerlichen Roadtrip erinnert das neue Werk der Band mehr an orientierungslose Streifzüge durch das nächtlich-verschneite Seattle, wo ein Großteil des Albums aufgenommen wurde.
Der Kopf ist voll mit den immer gleichen rotierenden Gedankenfetzen, die sich einfach nicht auflösen wollen. Voll mit Festhalten-müssen aber nicht wollen, mit Loslösen-wollen, aber nicht können, voll mit verschwommenen Erinnerungen, mit Themen, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen. “So That You Might Hear Me”, der im Titel anklingende Wunsch nach Erhörung ist kennzeichnend, schon der Einstieg mit “Hiding Bottles” präsentiert sich als verzweifelter Kontaktversuch an eine lang schon verlorene Person.
Musikalisch klingt das so abwechslungsreich wie nie. Genreübergreifende Motive aus Hip-Hop und Klassik integrieren sich ungewöhnlich harmonisch in die melancholischen Klangwelten. Diese wirken nun noch ein wenig geschlossener, das verstärkt eingesetzte Piano schenkt den Songs eine hypnotische Tiefe. Spätestens wenn Davie auf das klagende “I won’t forget it, Evangeline” ein majestätisches Trompetensolo folgen lässt, ist das über alle Zweifel erhaben.
Neue Konzerte im November
Im April ging die Band auf Clubtour durch Deutschland. Obwohl zu diesem Zeitpunkt erst wenige neue Tracks bekannt wurden, waren alle Daten nach kurzer Zeit ausverkauft. Denn Bear’s Den nehmen die KonzertbesucherInnen auch live mit. An die Hand durch Seelenwelten von erstaunlicher Schönheit, aber auch tiefer Traurigkeit.
Doch es tut gut, mit der Band diese Orte zu erkunden. Die sechsköpfige Liveband führt auf Wegen zwischen zurückhaltender Intimität und mitreißendem Bombast in ein Land, indem sich Hoffnung im blühenden Schnee findet (“Blankets Of Sorrow”), verwehender Zigarettenrauch Erinnerungen an den geliebten Stiefvater auslöst (“Crow”) und dennoch immer genügend Kraft vorhanden ist, das verlorene Gegenüber in den Arm zu nehmen (“Conversations With Ghosts”).
Im November sind Bear’s Den glücklicherweise für vier Konzerte zurück in Deutschland und Österreich. Tickets gibt es unter anderem hier.
18.11.2019 München, Muffathalle
20.11.2019 Wien (AT), Ottakringer Brauerei 22.11.2019 Köln, Carlswerk Victoria 24.11.2019 Hamburg, Markthalle
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