Leyya – Sauna

https://www.youtube.com/watch?v=opT5wq353FQ

Der Thron der Sachertorte als bester Export aus Wien wackelt. Mit ihrem zweiten Album “Sauna” schielen Leyya auf die Krone und lassen vielleicht sogar auf der langen Geraden Bilderbuch hinter sich. Schon der Name des österreichischen Duos eignet sich hervorragend zu diesem Vorhaben. Er entstammt einem Dialekt der Inuit und bedeutet frei übersetzt – “Marketingstrategie”.

Das Album hingegen wirkt nicht wie ein strategischer Zug, der darauf zielt möglichst viele Tonträger (ist der Begriff noch aktuell?) zu verkaufen. Denn wer die Band in die Indietronic-Pop Schublade steckt, tut ihr Unrecht. Dafür sind die Arrangements zu komplex, zu durchdacht, zu überraschend und ihre Art zu geradeaus. In einem Interview mit Puls Musik erzählt Sophie Lindinger wie der Titel des Albums durch ein Facebookkommentar entstanden ist und dass bei ihnen generell viel aus „Blödelei“ entsteht. Aus dieser Blödelei entfaltet sich aber scheinbar oft wirklich Gutes, so erzählt sie: „Sauna ist ein Ort der Gleichheit, wo jeder nackt ist und sich nicht mit materialistischen Dingen darstellen kann. (…) Jeder will sich entgiften.“

Auf den Tracks des Album spiegeln sich die verschiedenen Ebenen der Band, an denen sich der Feuilleton abarbeiten kann. Die einzelnen Titel verarbeiten so viele Soundeinflüsse auf einem 4/4-Takt, dass jeder Song zu einer musikalischen Geschmacksexplosion wird. Traditionelle Küche anders gedacht. Einige Titel liebäugeln mit Ambient, während andere Pop eine Farbe geben, die sich seit der 2007er Kate Nash vermissen lies. In “Zoo” heißt es: „Oh, don’t believe what they say about me / Oh don’t believe a word / Don’t give a shit that they talk about me / I’m not a allowed to curse / Oh won’t you see that they lie about me / But baby I’m above / Oh don’t believe a thing they are talking / I count on you my love.”

Insgesamt ist “Sauna” ein Album, welches sich erst im Verlauf entfaltet und die allgemeine Pop-Dimension sprengt. Trotzdem funktioniert es sowohl als Pop-LP als auch komplexes Werk, in dem sich ZuhörerInnen verlieren können. Das Fazit gibt das Album selbst. Im Intro erzählt eine Sprecherin begeistert: „You know – they are bringing some instruments from across the world. I think there is some sitar earlier in that song. It’s just a crazy, it’s a cool vibe.”

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