Jan Plewka: Wache Menschen #4

Seit zehn Jahren präsentieren wir bei TV Noir Musiker, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Jetzt haben wir uns mit dem Brausehersteller fritz-kola zusammengetan, um solchen “Wachen Menschen” noch viel mehr Raum für Ihre Gedanken, Aussagen und Gefühle zu geben – der TV Noir Podcast ist geboren. Jede Woche treffen wir Menschen, die mit offenen Augen durch den Tag gehen, Menschen, die sich künstlerisch ausdrücken und so die Welt ein bisschen besser machen. So auch unser Gast Jan Plewka. Der Sänger von Selig erzählt, wie dunkel diese Realität manchmal werden kann und wie nur Liebe sie wieder erleuchtet. Er berichtet von seinen kindlichen Anfängen als Entertainer, wie seine Frau und seine Tochter ihn gerettet haben, von der einzigen Regel im Tourbus von Selig und wieso er heute noch das macht, was er schon immer gemacht hat.   

Jan Plewka – der neue Romantiker 

Am 29. Oktober 1970 erblickte in einem 30.000-Seelen-Dorf in der Nähe von Hamburg Jan Plewka das Licht dieser aufwühlenden Welt. Bis dahin ist Ahrensburg, um genauer zu sein das Ahrensburger Tunneltal, in erster Linie bei Historikern für spätpaläolithische Rentierjäger bekannt. Kaum vorstellbar war damals, dass dieser Ort die Wiege für einen dieser besonderen Menschen ist. Einer, der mit so viel Leidenschaft und Talent gesegnet ist, mit so viel positiver Energie. Einer, der die Welt vielleicht nicht retten kann, sie aber zu einem besseren Ort macht. „Das Mädchen auf dem Dach träumt von Heldentaten. Sie will nicht länger warten und schreit es in die Nacht.“ So ähnlich könnte es gewesen sein, als sich Anfang der 90er fünf junge Männer in Hamburg zu einer Band zusammenschlossen. Als Sänger mit dabei: Jan Plewka. Der Junge, der als Neunjähriger mit Pappgitarre in der Hand Blackfire gründete und damals wie BAP werden wollte. Stattdessen wurde aus ihm zusammen mit Lenard „Leo“ Schmidthals, Christian Neander, Stephan “Stoppel” Eggert und Malte Neumann Selig. Eine Band auf dem Dach, die irgendwo zwischen Rio Reiser und Pink Floyd träumte, zwischen gefühlvollen Traumpassagen und naiven Abenteuern von Mitzwanzigern. Die Musik machte, die Menschen berührte, in einer Zeit, in der Musik das noch konnte. Mit „Ohne dich“ schufen die Fünf eines der ehrlichsten Liebes- oder Liebesendelieder. Damals noch mit viel jugendlicher Wut im Bauch und Überforderung gegenüber dessen, was Erfolg anrichten kann. Das Feuer brennt und irgendwann brennt es aus. 1998 war es dann soweit, aus lodernder Leidenschaft wurde explosiver Hass. Die Band löste sich auf und Jan droht zu ertrinken. Die Rettung? Eine Holzhütte in Schweden, eine Liebe, die nicht von der Seite weicht, ein neues Leben und die Entgiftung von allem Schlechten: Musikbranche, Drogen, Exzess, Druck. Diesen steinigen Weg ist Jan gegangen – inklusive Depression und Geistern, wie er im Podcast berichtet – nur um dahin zurückzukommen, wo er schon einmal war. Damals noch als Junge mit geklauten Sketchen vor der Grundschulklasse oder mit Papiergitarren bewaffnet, um mit kindlicher Freude das schlechte dieser Welt mit Lachen zu bekämpfen. Beides davon hat er sich bis heute bewahrt. Sowohl die kindliche Freude als auch den brennenden Wunsch, mehr Liebe mit seiner „neuen Romantik“ in diese Welt zu bringen. „Ich möchte mein Leben lang auf der Bühne stehen und Liebesgedichte singen“, erzählt er im Gespräch. Denn das ist es, was Selig und all die anderen Projekte immer gemacht haben. Das ist der einzige Weg gegen Zynismus und Hass. Das ist es auch, wodurch Jan Plewka diesen Planeten am Ende vielleicht doch noch retten wird: Liebe, denn „wir haben nichts zu verlieren außer unsere Angst.“

Hört Euch hier die weiteren Folgen von “Wache Menschen” an unter tvnoir.de/podcast

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