Jan Böhmermanns neuer „Eier aus Stahl“-Beitrag aus seiner Show Neo Magazin Royale disst erst mal Max Giesinger, aber dann vor allem die Musikindustrie in ihrer Gesamtheit:
Jan beschwert sich über zwei Phänomene:
- Erstens: 2017 ist erfolgreiche Musik kacke.
- Zweitens: Musiker machen heimlich Werbung für irgendwelchen Mist.
1. Erfolgreiche Musik ist Kacke
Dass Hits doof sind, wird immer gern gesagt und gern gehört. Aber ist das eine neue Erkenntnis? Warum sollte man auf der Echoverleihung, die auch nach ihrer „Reform“ im wesentlichen Verkaufszahlen belohnt, besonders gute Musik erwarten? Jenseits der Verklärung unserer Kindheit oder Jugend oder Vorgeburt war auch in den 80ern praktisch alles scheisse, was richtig Erfolg hatte (Danke Malte Welding!)
2. Musiker machen Werbung
Und das ist der Punkt, wo es interessant wird. Böhmermann hat zwei wirklich hübsche Stellen in Musikvideos gefunden, die zeigen wie dummdreist, random und beknackt Haushaltsgeräte oder Autos für 70-jährige in Videos platziert werden können, und beschwert sich davon ausgehend darüber, dass Musiker behaupten, REAL zu sein, OBWOHL sie Werbung machen.
Tatsache ist aber dass Werbung in Zukunft sehr wichtig sein wird für Musiker (noch wichtiger als für ihre Plattenfirmen).
Und dass das ok ist.
Tonträger spielen keine große Rolle mehr, und touren kann man auch nicht beliebig viel, so dass auf jeden Fall Bedarf da ist, von irgendwoher Geld zu bekommen. Natürlich wird es immer Leute geben, die so erfolgreich sind, dass sie diese Einnahmequelle nicht brauchen, oder so heldenhaft, dass sie lieber im Call Center für Coca Cola arbeiten als mit ihrem Videoclip. Aber der Trend, sich als werbeträchtiger Influencer zu verstehen und zu verkaufen, der für Instagrammer und YouTuber längst selbstverständlich ist, wird auch bei den Musikern ankommen.
Und auch hier: Ist das so neu, dass der Grad meiner Wirkung eben auch mit dem Grad meiner Kooperation abhängt, mit dem, was grade mächtig ist? Und mächtig sind 2017 eben Firmen im allgemeinen, und große internationale Konzerne im besonderen. Johann Sebastian Bach mag religiös gewesen sein, aber heutzutage würde er wohl trotzdem eher Hits für BMW schreiben als für den wahren Gott und Davids Sohn.