Die Nacht war lang, der Tag sowieso, alles ging nahtlos ineinander über und nach und nach schleicht sich die Müdigkeit ein. Wenn das Gelächter und die Gespräche der Freunde sich in ein dumpfes Gewaber wandeln, ist es doch einfach Zeit zu gehen. Fort mit der Fear of missing out, die uns gerade nach den letzten zwei Jahren in die Bars und Kneipen peitscht. Wenn die Zeit zum Gehen anrückt, dann begeben wir uns auf unsere ganz eigenen kleinen Reisen. Genau darum geht es in Betterovs neuer Single: „Bring mich nach Hause“. Neu?! Ja, erst jetzt hat der Newcomer sein neues Werk der Melancholie veröffentlicht, allerdings hatte ihn Betterov bereits bei seiner TV Noir Hauptquartier Show zum Besten gegeben.
Für wen der Künstler noch ein Fremdwort ist, dem sei gesagt, dass wir hier einen ziemlichen Diamanten des Songwriting haben. Betterov paart seine E-Gitarren mit einer intensiven Stimme, die zwischen tiefer, bornierter Trägheit und empörter Sehnsucht wechselt. Kopf- und Bruststimme im steten Wechsel und die Energie immer auf Anschlag, so hat er sich bisher gezeigt. Mit seiner Debüt-Single “Dynamit” hat er einen absoluten Hit herausgebracht und schnell nachgelegt. In seinen Songs scheut er keineswegs vor harten Themen und Betterov spricht auf fast irritierend schöne Weise über Suizide, häusliche Gewalt und Irrenanstalten.
Betterovs Piano-Version von “Bring mich nach Hause”
Der neue Song legt aber mit dem sehr zarten, hohen Refrain noch einmal eine kleine Schippe Melancholie auf die ohnehin feinfühligen Texte. Dabei besingt Betterov den Nicht-Ort ‚Taxi: Dort steht die Zeit irgendwie still, man ist zwischen dort und hier, zwischen der Bar und zu Hause. Der nächste Heimweg, indem sich die Stimmung von sozialer Euphorie zur glückseligen Müdigkeit und schließlich zur großen Erschöpfung wandelt, hat hiermit einen Soundtrack. Und dieser trifft den Nagel auf den Kopf!