Auf seiner aktuellen Veröffentlichung “Popmusik” lässt Rainald Grebe die Kapelle der Versöhnung die Kapelle der Versöhnung sein und verbrüdert sich stattdessen mit Martin Bechler vom Kölner Trio Fortuna Ehrenfeld. Weg vom Klavier hin zu elektronischen Beats und wirrem Geschwurbel ist der Einfluss Bechlers kaum von der Hand zu weisen. Auch Jenny Thiele von den Fortunas hat Grebe auf dem ein oder anderen Stück ihre Stimme geliehen. Doch was macht das mit dem Album?
„Ich bin verwirrt, ich hab’ Couscous im Gehäuse“
Rainald Grebe – Wissenschaft ist eine Meinung
“Popmusik” ist ein Hybrid aus klassisch-grebe’esken Stücken wie “Die Flugbegleiterin”, welches sich musikalisch reduziert auf die Geschichte einer Flugbegleiterin auf ihrer letzten Reise begrenzt während Stücke wie „Wissenschaft ist eine Meinung“(feat. Fortuna Ehrenfeld) oder “Der Calvinismus” einen Rundumschlag zu ganz verschiedenen Problemen darstellen. Sei es nun der Irrsinn, den wir durch Querdenker, QAnon und besorgten Bürgern im letzten Jahr erfahren mussten oder dem allgemeinen Glauben, dass der Mensch den ganzen Kram den er eben verbockt hat schon wieder richten wird.
Macht Rainald Grebe nun Popmusik?
Viel zu bieten hat “Popmusik”. Nur mit der Popmusik an sich hat das Album eben so gar nichts am Hut. Verschroben wie eh und je verkauft uns Grebe hippe Berliner Eissorten.
Und dann sind da noch Stücke wie “Der Klick”, welcher mit einer unverkennbaren Anlehnung and Trios “Da Da Da” zum wohl hartnäckigsten Ohrwurm auf der Platte avanciert. So hartnäckig, dass er stellenweise am eigenen Musikgeschmack zweifeln lässt. Aber das ist eben die große Kunst eines Rainald Grebe.
Und dann wäre da noch ein Song, der sich besonders aus den 11 Stücken von “Popmusik” hervorhebt. “Die Rose”, eingesungen vom Bergmannschor MGV “Harmonie Zeche Victoria Lünen e.V.”, welchem Grebe ausreichend Raum lässt, bevor er Solo die letzte Strophe des berührenden Liedes übernimmt. Wie dieses entstanden ist, und welche Schwierigkeiten die Aufnahmen eines Chores während einer Pandemie darstellt wurde in einer kurzen Dokumentation des WDR festgehalten, welche in der Mediathek geschaut werden kann.
Mit “Popmusik” erhalten wir letztendlich ein Album verschiedenster Facetten. Es muss nicht alles sofort gefallen. Es muss auch nicht alles sofort einleuchten, aber am Ende ist “Popmusik” genau das, was wir von einem Rainald Grebe, der auch nach etlichen Jahren im Geschäft immer wieder versucht neue Wege zu gehen, erwarten.
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