Aus dem Lockdown heraus sind viele großartige Alben entstanden, die auf ganz vielfältige Weise widerspiegeln, wie Künstler*innen mit der Isolation umgegangen sind. Yann Tiersen verbrachte die letzten 1,5 Jahre auf Ouessant, einer französischen, der Bretagne zugehörigen Insel mit unter 1000 Einwohner*innen – das komplette Gegenteil der Metropole Paris. Und diesen Tapetenwechsel, den hört man.
Auf dem nunmehr elften Album des Pianisten regiert die Ruhe. Die 7 Stücke, die auch schon mal die 10-minuten Marke knacken, nehmen sich Zeit, um die Hörer*innen einzupacken und mitzunehmen, in die Bretagne, denn alle Stücke tragen die Namen von Orten auf Ouessant. Schon im Opener „Kerlann“ kann man das Meer, den Wind, die Wellen und die Gischt förmlich spüren. Tiersen wendet sich dabei ab vom reinen Klavierspiel und integriert nach und nach immer mehr elektronische Elemente, die das Tastenspiel, welches den Musiker beispielsweise durch die Filmmusik zu „Die wunderbare Welt der Amelie“ international berühmt gemacht hat, gänzlich in den Hintergrund treten.
Dazu verrät er in einer Pressemitteilung:
„Anfangs habe ich mit Klaviermelodien gearbeitet. Aber sie stehen nicht im Fokus der Platte und sind eher nebensächlich. Das Klavier war vielmehr eine Grundlage, um etwas zu erschaffen, auf dem die Elektronik aufbauen und sich entfalten kann.“
Yann Tiersen zu “Kerbal”
Als zweite Single wurde „Ker Yegu“ veröffentlicht mitsamt eines wundervollen Videos, das tiefe Einblicke in das Leben auf Ouessant bietet. Gleichzeitig ist „Ker Yegu“ eines jener Stücke, die immer weiter vom reinen Piano entrücken und sich klanglich ausweiten. Entfernte Percussions und schräge, elektronische Effekte steigern sich immer weiter auf einen dichten, elektronischen Höhepunkt hin, der das Klavierspiel gänzlich in die Ferne rücken lässt. Nahezu puristisch wirkt dagegen der Beginn des folgende Stück „Ker A Loch“, doch auch hier folgt wieder eine ungewohnte Wendung. Welche? Anhören!
Yann Tiersen auf Tour:
02.02.2022 Hamburg – Laeiszhalle
04.02.2022 Berlin – Tempodrom
09.02.2022 Düsseldorf – Tonhalle
Tickets gibt es hier.